Wenn die Landesparlamente unserer 16 Bundesländer ein Einziges wären, wäre es mit 1.866 Abgeordneten weitaus größer als der Bundestag (709 Sitze) und auch als das europäische Parlament (von dessen 751 Mandaten entfallen 96 auf deutsche Abgeordnete).
Kürschners Politikkontakte, Spezialist für Informationen über Politiker und Parlamente, hat sich die Mühe gemacht, die Zusammensetzung eines solchen gesamtdeutschen Länderparlaments auszurechnen:
Die 1.866 Mandate der Landesparlamente verteilen sich auf neun Parteien. Mit CDU/CSU, SPD und AfD sind nur drei bzw. vier Parteien in allen 16 Landtagen vertreten. Bündnis 90/Die Grünen sind in 14 Parlamenten vertreten, Die Linke in elf, die FDP in zehn und die Freien Wähler in zwei. In nur einem Landtag (Schleswig-Holstein) vertreten ist der Südschleswigsche Wählerverband (SSW).
Grüne und AfD wären gleichauf, Union und SPD lägen weit davor
Die Union wäre in einem gesamtdeutschen Länderparlament mit insgesamt 579 Abgeordneten und 31 Prozent die größte Fraktion. Die SPD käme mit 470 Sitzen (25,2 Prozent) nach wie vor mit deutlichem Abstand zu den restlichen Parteien auf den zweiten Platz.
Grüne und AfD verfügten jeweils über 245 Sitze (13,1 Prozent). Die Linke mit 142 Mandaten (7,6 Prozent) und die FDP mit 120 Sitzen (6,4 Prozent) folgten auf Platz fünf bzw. sechs. Freie Wähler (32 Abgeordnete, 1,7 Prozent) und SSW (3 Mandate / 0,2 Prozent) hätten ungefähr genau so viel bzw. wenig politisches Gewicht wie die 30 fraktionslosen Abgeordneten (1,6 Prozent).
Im Osten 28 Prozent mehr für Linke und AfD als im Westen
Kürschner hat die Sitzanteile auch getrennt nach West- und Ostdeutschland ermittelt – hier gibt es bekanntermaßen auch 30 Jahre nach dem Mauerfall erhebliche Unterschiede im Wahlverhalten. SPD, Union, FDP und Grüne liegen in den neuen Bundesländern im Durchschnitt 6,7 Prozent unter den Wahlergebnissen in den alten Ländern. Dafür erhalten die Linke und AfD 14,6 bzw. 14,4 Prozent mehr Sitze als im hypothetischen West-Parlament.
Parteien | % insg. | Sitze | % West | Sitze | % Ost | Sitze | Differenz |
CDU/CSU | 31,0% | 579 | 33,4% | 418 | 26,1% | 161 | -7,3% |
SPD | 25,2% | 470 | 28,1% | 352 | 19,2% | 118 | -8,9% |
GRÜNE | 13,1% | 245 | 14,9% | 186 | 9,6% | 59 | -5,3% |
AfD | 13,1% | 245 | 8,4% | 105 | 22,8% | 140 | 14,4% |
LINKE | 7,6% | 142 | 2,8% | 35 | 17,4% | 107 | 14,6% |
FDP | 6,4% | 120 | 8,2% | 103 | 2,8% | 17 | -5,4% |
Freie Wähler, SSW | 1,9% | 35 | 2,4% | 30 | 0,8% | 5 | -1,6% |
fraktionslos | 1,6% | 30 | 1,8% | 22 | 1,3% | 8 | -0,5% |
GESAMT | 100% | 1866 | 100% | 1251 | 100% | 615 | 0% |
Quelle: Kürschners Politikkontakte
Drei von zehn Abgeordneten sind Frauen
Übrigens sind 562 von 1866 Abgeordneten (30,1 Prozent) des gesamtdeutschen Länderparlaments Frauen, das entspricht einem Anteil von 30,1 Prozent. Dies entspricht recht genau dem Frauenanteil im Bundestag: Dieser beträgt aktuell 31,0 Prozent – nachdem er im 2017 gewählten, letzten Bundestag 36,3 Prozent betragen hatte.
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